Feiertags-Horror


So langsam könnte ich die Headline meines Blogs in der Tat von „Gedanken zum Tage, veröffentlicht auf einem Rechner, der in der Küche steht“ hin zu „Gedanken zur Deutschen Bahn, geschrieben in einem IC/ICE“ abändern. Ich befinde mich nämlich ebendort, mit einem dicken Plus auf meinem Schlaf- und Lese-Konto, auf dem Weg vom Urlaub aufm Land (in diesem Fall einem kleinen Dorf an der Nordsee) hin zurück in die große Stadt (in diesem Falle Hamburg).

Entsprechend gut gelaunt sitze ich also hier an meiner Tischgruppe im IC. Und muss merken: Tischgruppen, Feiertage und entspanntes Bahnfahren scheinen nur bedingt gut miteinander zu harmonieren.

Und so finde ich mich in einer stark urlaubslaunenabträglichen Kombination aus Familie mit Kleinkind (schreiend), Schokolade (verteilt) und Kleinkinderaccessoires (ebenfalls verteilt) wieder. Anscheinend hat die Deutsche Bahn – ohne, dass mir das aufgefallen wäre – über die Feiertage ein alleiniges Nutzungsrecht ebensolcher Tischgruppen für junge, glückliche Familien ausgerufen. Wobei diese Familien offensichtlich auch keine Sitzplatzreservierungen für diese besonderen Plätze in der Bahn benötigen. Weil, es ist doch nur mehr als logisch, dass eine junge Familie einen Tisch braucht, oder? Schließlich sind Ordnung, Vorplanung und Reservierungen nichts für sich makrobiotisch ernährende antiautoritäre Elternpaare.

Ihr merkt also, das Bahnfahren und der normale Blues, der sich bei einer häufigen Nutzung dieses Fortbewegunsmittels einstellt. hat auch mich ereilt. Nun, immerhin muß man auch mal die praktischen Seiten dieses Unterfangens Bahn sehen: Man hat Zeit, seine Nase in „Mädchenbücher“ (danke nochmal an Henning für diese Gattungsbezeichnung) stecken, die man mühelos während einer kombinierten Hin- und Rückfahrt nach wahlweise Berlin, Münster oder Willhelmshaven ohne große Anstrenung komplett zu lesen und kann parallel noch die Welt mit neuen Erkenntnissen zum Thema Bahnfahren belangen.

Kurz: man kann die Zeit perfekt nutzen, die man sonst fluchend und abgehetzt in einem Auto verbringen würde. Abhetzen muß man sich beim Bahnfahren hingegen nicht – allein das Finden des richtigen Abfahrtgleises, insbesondere, wenn sich der Bahnhof, auf dem man genau 4.3 Minuten Zeit fürs Umsteigen hat, derzeit komplett umgebaut wird und korrekte Geisangaben daher so wahrscheinlich sind wie ein Burger King in der Sahara. Naja, immerhin spart man so viel Geld für den Besuch von Abenteuerspielplätzen.


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