Nein, Ihr braucht keine Angst zu haben; ich habe mich keinem Crashkurs zu möglichst schnellen Entschwürung unterzogen und ich bin auch kein Anhänger dieses neuen sehr kranken Internet-„Körperkults“ namens Pro-Ana, der in der Neon beschrieben wurde und bei dem Magersucht und Bulimie als Kick dargestellt werden [Falls Ihr übrigens aus unerfindlichen Gründen auf Basis von Google und diesem Begriff auf diesen Weblogeintrag gestoßen seid: schaut Euch bitte auch mal magersucht-online.de an].
Vielmehr beschreibt Bulimie-Lernen die hohe Kunst, ein Studium ohne die Aufnahmen von unnötigem Wissen zu bestehen. Man führt dem Körper in größeren Mengen kurz vor der Prüfung Wissen zu, um es dann direkt nach der Prüfung wieder aus dem Körper herauszubefördern, ohne ihn mit dem Verdauen dieses Wissens allzu sehr zu belasten.
Damit man diese Geschichte erfolgreich anwenden kann, muß man jedoch ein paar Dinge beachten. Allgemein helfen diese Tips auch dabei, erfolgreich durchs Studium zu kommen:
– Um die Work-Life-Balance nicht zu gefährden ist es wichtig, möglichst wenig Vorlesungen innerhalb des Semesters zu besuchen. Das würde auch den Plan des Bulimie-Lernens torpedieren, da Vorlesungen nur zu einem schalen Gefühl von Semiverständnis führen und den Wunsch der Semi- Elimination nähren
– Möglichst Vorlesungsmitschriften (natürlich die von Mitstudierenden) zum Lernen verwenden. Möglichst keine anderen Quellen verwenden, das ist a) zu aufwändig und führt b) nur dazu, dass man sich wirklich intensiv mit dem Stoff beschäftigt.
– Man muß nicht verstehen, was man da liest, man muß es nur perfekt nachbrabbeln können. Eine rein reproduzierende Arbeit ist für den Prüfer auch viel besser zu bewerten und für das Gehirn viel weniger belastend.
– Ganz begabte Studierende nutzen die Primärquelle des Profs selbst. Merke: auch er wird sein Wissen irgendwo abgegriffen haben und als alter Uni-Hase versteht er sich auch auf die Kunst des Bulimie-Lernens.
Wenig Dinge führen also zu einem größeren Erfolg, als wenn man aus dem einzigen Buch zitiert, dass der Prof selbst über das Thema auswendig gelernt hat. Ein Zugriff auf die Leihhistorie des betreffenden Profs kann hier Wunder wirken – und der Job als Studentische Hilfskraft in der Bibliothek wird unter diesem Gesichtspunkt auch viel attraktiver.
– Direkt nach der Prüfung ist es dann wichtig, das Wissen möglichst schnell aus dem Körper heraus zu befördern. Empirische Untersuchungen einer Forschergruppe des Fachbereichs Informatik an der FH Bonn-Rhein-Sieg haben ergeben, dass sich hierzu Grillen ideal eignet.
Allerdings muss man hier aufpassen: eine nähere Beschäftigung mit der Materie Grillen läßt sich dadurch leider nicht ganz ausschließen. Es ist also mit Spätfolgen in Form von Grillkenntnissen und -fähigkeiten zu rechnen. Der Konsum von gekühlten Getränken wie Hopfenkaltschale oder Club Mate (die übrigens alkoholfrei ist – ist immer noch nicht jedem Prof bekannt) unterstützen diesen Prozess.
Moral von der Geschicht‘ ist bei erfolgreicher Anwendung der oben genannten Tips:
„Das Einzige, was ich in meinem Studium wirklich gelernt und perfektioniert habe ist Grillen“.
[Regen und Meer – Juli; kurz hinter Bremen]
Eine Antwort zu “Bulimie-Lernen”
Heißt es nicht Bulimie?