Jeansjackenfrauen – Revisited


Hey, kaum zu glauben, aber die Theorie der Jeansjackenfrauen ist inzwischen auch schon 7 Jahre alt. Damals habe ich versucht, eine Lobeshymne an die Frauen zu schreiben, die „echt“ geblieben sind. Die, die anders denken. Querköpfe sind. Doch, diese Frauen haben sich über die Jahre auch weiterentwickelt.

Wenn ich heute im Café sitze (nein, nicht in einer Starbucks-Filiale, sondern in einem Studentencafé irgendwo in Hochschulnähe) und meinen Tee schlürfe (nein, keinen doppelten Vanilla-Frappuchino-Mokka-Latte) und nach draußen schaue, dann merke ich, dass Jeansjacken einfach out sind.

Und doch merke ich auch, dass sie noch da sind. Die tollen Frauen, die anders ticken. Nur, inzwischen haben die Jeansjackenfrauen von damals entdeckt, dass das Leben eine Vielzahl von Möglichkeiten bietet. Und sie nutzen sie perfekt. Sie haben kein Jota ihres Stils eingebüßt, diese engelsgleichen Wesen, die da an Dir vorbeischweben.

Diesmal mit brauner Feincordjacke bekleidet, mit einem schicken Halstuch (idealerweise in warmen Herbsttönen) oder einem dünnen Schal, einem umwerfenden Top und einer toll sitzenden Hose bekleidet, die inzwischen auch gerne mal aus Nicht-Jeans-Stoff gemacht sein darf. Passend dazu todschicke Schuhe oder Stiefel, natürlich mit Absatz, denn frau weiß ja, dass das streckt. Dass sich in den Schuhen dann Socken von H&M finden, wertet die Feincordjackenfrau nicht als Verrat an ihren Idealen. Vielmehr hat sie erkannt, dass sie die Wahl hat.

Die Wahl, Dinge miteinander zu kombinieren, ohne einem Stilideal hinterherzurennen. Die Feincordjackenfrau ist nämlich in erster Linie eins: unabhängig.

Das erkennt man auch daran, dass sie sich selbst traut, eine CD zu brennen. Sie hat nämlich erkannt, dass Technikwissen in der heutigen Gesellschaft ein Schlüssel zur Unabhängigkeit ist. Und so finden sich neben der Ikea-Küchenerstausstattung und dem Körnerkissen auch oftmals Notebook, Digicam und ein sehr respektables Mobiltelefon in der Wohnung der Feincordjackenfrau.

Natürlich beherrscht sie diese Gerätschaften genauso souverän wie das Internet. Doch oft ist dort mehr. Eine Leidenschaft für Technik. Und so kann es durchaus schon mal vorkommen, dass das Erwähnen der Worte „iPod“ oder „Weblog“ in einem handfesten Fachgespräch enden. Oder Fachgespräche über Technikdinge in unerwarteten, typisch femininen Gesprächsenden münden.

Cordjackenfrauen haben ein starkes Interesse daran, ihre Meinungen nach außen zu tragen. Flagge zu zeigen. Daher sind sie auch in der Regel politisch interessiert; wenn man nicht aufpasst kann man jedoch genausogut in einer Diskussion über Fußball landen. Denn, sowas können Feincordjackenfrauen durchaus ernst nehmen.

Sich selbst nehmen sie gottseidank in der Regel nicht halb so ernst wie Fußball, was dazu führt, dass sie auch mal über sich selbst lachen können. Und lachen, das tun sie eh sehr sehr gern.

Doch wenn Du sie im Schlabber-T-Shirt, Bluejeans und Sneakern, wie Turnschuhe ja heute neumodisch heißen, dann sind sie in ihrem Element. Und dann kann das, was diese Frauen ausmacht, auch am Besten wirken. Nämlich Ausstrahlung.

Und wenn man viel Glück hat, dann kann man solche Frauen zu seinen Freunden zählen. Und wenn man noch mehr Glück hat, dann kennt man sogar ein paar ausgewählte Exemplare davon. Und wenn ich so darüber nachdenke, muss ich wohl Glück haben.


7 Antworten zu “Jeansjackenfrauen – Revisited”

  1. Ich trage derzeit eine Jeansjacke. Zu Jeans und nem blauen Fruit-of-the-Loom Kapuzenjackenteil. Das is sooo 90er aber so gut.
    Wenn es Cordjackenfrauen und Jeansjackenfrauen gibt, was ist dann eigentlich mit Samtjackenfrauen? (Ich hab nämlich auch noch ne Samtjacke. Sie ist schwarz. Falls das hilft 😉 )

  2. Hi Knitterfee!

    Also, Samtjackenfrauen sind glaube ich wie Feincordjackenfrauen einzuordnen, da es die früheren Jeansjackenfrauen sind, die jetzt stilistisch offener geworden sind und sich auch für schickere Kleidungsstücke interessieren.

    Feincord sollte hier nur als Beispiel dienen, kann aber durch beliebige andere modische Stoffsorten ersetzt werden.

    Liebe Grüße
    Christian

  3. Also ich trage auch ne Jeansjacke, sehr gerne sogar und drunter am liebsten Kapuzenstrickjacken, wegen Regen und so. Habe auch 2 Cordjacken… Aber eigentlich nie schnieke Schuhe dazu an…
    Für mich klingt deine Beschreibung ja irgendwie nach BWLer oder Jura Tussi, wegen Halstuch und so.
    Aber mich würde ja eher interessieren von welcher Dame du redest!?

    lg

  4. Liebste Maria!

    Die oben vorgestellten Verhaltensweisen sind nicht einer einzigen Cordjackenfrau zuzuordnen, vielmehr stellen sie eine Mischung aus mehreren Eigenschaften lieber Freundinnen von mir dar; spontan fällt mir hier beispielsweise meine Lieblingssina ein, auch wenn diese gar keine Cordjacke besitzt, aber auch andere Frauen aus meinem näheren Umfeld.

    Daher sollte der Plural „Damen“ gewählt werden.

    Desweiteren glaube ich nicht, dass schicke Halstücher nur von BWLern getragen werden. Das können nämlich auch durchaus andere Studiengänge tun. Ich habe ja nicht von hellrosa Lacoste-Poloshirts, blondgefärbtem Pferdeschwanz und Perlenstecker-Ohrringen gesprochen…

    Liebe Grüße
    Christian

  5. Also, schicke Halstücher sehe auch ich eigentlich nur in der BWL/Jura-Ecke. Ausser wenn für Dich auch das gute alte Pali oder Schals/gigantische Tücher zum warmhalten auch in die Kategorie „schick“ fallen….
    In welche Kategorie fallen eigentlich Lederjacken/-mäntel? 😉

    LG,
    Anja

  6. Also man sollte aber wirklich nicht alle Halstücher in einen Topf stecken 😉
    So Hermés Seidentücher oder so ekliges Zeug, ok, solche Leute kann man direkt knicken.
    Ich mag diese Baumwolltücher ohne schnickschnack, kuschelweich und warm und so.
    Bisschen öko, ok… aber egal 😉
    Ich glaub ich zieh mir jetzt meine Samtjacke an und führe meine Limited Edition-Nikes raus auf den Balkon auf ne rote Gauloises 😀

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