Category: Wörterbuch

  • Kompetenzsimulationskleidung

    Nun, es wird mal wieder Zeit, dass ich meine Lieblingsblogkategorie “Wörterbuch” reaktiviere. In letzter Zeit bin ich durch die viele Arbeit vielleicht ein wenig betriebsblind geworten, und viele verwunderliche Vokabeln sind mir daher in die Alltagssprache übergegangen.

    Durch die gesunde Distanz, die ich in letzter Zeit zurückgewonnen habe, kann ich aber auch wieder mit einem Zwinkern diesen Sprachgebrauch reflektieren:

    Eine tolle Vokabel, die sich an Substanzverdacht anlehnt ist hier “Kompetenzsimulationskleidung”. Sie bezeichnet die Kleidung, die bei Kundenterminen im beratenden Geschäft zumeist getragen wird. Ich glaube, der Handelsname für derartiges Zeug ist auch “Anzug”….

    [Listening to: Seite 1 – Christina Stürmer]

  • Krüsch

    Ich mag es, durch unsere Republik zu reisen und mich sprachlich mit Menschen aus unterschiedlichsten Gegenden auszutauschen. Mein Leben hat mich ja jetzt schon vom Rheinland ins Münsterland und anschließend nach Hamburg verschlagen und das merkt man meiner Alltagssprache durchaus an der einen oder anderen Ecke an; entgegen allen Gerüchten reflektiere ich nämlich durchaus hier und da mal über die Sprache, mir der ich kommuniziere.

    Besonders interessant ist es, wie unterschiedlich und vielfältig die deutsche Sprache regional in hochsprachlichen Randgebieten ist. Neben den bekannten Dingen wie “Frikadelle” (“Boulette” oder “Fleischpflanzerl”) ist insbesodere das Wort für “wählerisch beim Essen sein” regional sehr unterschiedlich. In Hamburg bezeichnet man jemanden mit dieser Eigenschaft als “krüsch”, bei uns im Rheinland als “verschnuppt”, im Oberbergischen als “verschlochen” und in Berlin als “mäkelig”. Den münsterländischen Ausdruck habe ich schon wieder vergessen und im Emsland scheint es für diese Eigenschaft erst gar kein Wort zu geben.

    Interessanterweise gibt es als erstes Google-Ergebnis nach mäkelig und krüsch einen sehr bezeichnenden Fragebogen zum deutschen Sprachgebrauch der Uni Bonn. Macht doch da einfach mal mit….

    Falls Ihr noch weitere Wörter für diese Eigenschaft kennt – ich freue mich jedes Mal, wenn ich meine Sammlung vervollständigen kann …

    [halt irgendwas im Radio; Saas Fee]

  • Blech

    Letztlich habe ich festgestellt, dass es in unserer Company eine Vokabel gibt, die ich nach inzwischen fast einem Jahr an Bord ganz normal verwende, die aber ansonsten hinlänglich unbekannt ist.

    “Blech”

    Damit ist Hardware gemeint – beispielsweise wie in “Ist dieses Cisco MARS jetzt n Stück Blech oder ne Software, die ich installieren muß? – Nee, das ist n Stück Blech!”. Oder auch “Hm, auf welchem Blech läuft denn jetzt die neue Release? Doch bestimmt auf nem DL360, oder?”. Oder noch allgemeiner “Ihr könnt schonmal mit dem Projekt anfangen, das Blech ist bestellt und kommt die Tage”.

    Allerdings ist bei “Blech” der Begriff Kistenschieber irgendwie nicht ganz passend; vielleicht sollte es daher eher “Pappe” heißen. Aber – logisch funktioniert Sprache ja nur, wenn $Sprache Esperanto ist….

    (Keith Urban – Somebody like you; Hackcenter im 22C3, neben einer Donuts-Kiste mit einem T41-Blech auf dem Schoß)

  • Mitbewunderer

    Und schon wieder ein neues Wort:

    “Mitbewunderer”

    Dieses Wort ist bislang die freundlichste Variante von “Feind” oder “Konkurrent”.
    Wir bevorzugen jedoch innerhalb unseres Unternehmens die Vokabeln “Wettbewerber” oder freundlicher “Mitbewerber”. “Mitbewunderer” ist aber bislang der schönste Euphemismus für “schäbige Dreckscompany, die uns Aufträge klaut”, die ich gehört habe.

    Und ja, irgendwie ist das auch eine Form von Newspeak, die wir da pflegen…