Tag: Wörterbuch

  • Desserthügel

    Im Rahmen meiner Entschwürungsvorsätze bin ich auf einen weiteren zauberhaften Begriff für das Ding, was die Sicht auf meine Füße ohne Hilfsmittel wie Spiegel inzwischen nahezu unmöglich macht, gestoßen. Zugegeben, Renate (die übrigens auch mein Blog liest) hat ihn mir verraten: Deserthügel.

    Finde ich (und auch andere Menschen, wie Lea in Budapest) viel netter als Lebensmittelgeschwür.

    [auf dem Weg von Hannover nach Hamburg; Garth Brooks – The Thunder Rolls]

  • Bulimie-Lernen

    Nein, Ihr braucht keine Angst zu haben; ich habe mich keinem Crashkurs zu möglichst schnellen Entschwürung unterzogen und ich bin auch kein Anhänger dieses neuen sehr kranken Internet-“Körperkults” namens Pro-Ana, der in der Neon beschrieben wurde und bei dem Magersucht und Bulimie als Kick dargestellt werden [Falls Ihr übrigens aus unerfindlichen Gründen auf Basis von Google und diesem Begriff auf diesen Weblogeintrag gestoßen seid: schaut Euch bitte auch mal magersucht-online.de an].

    Vielmehr beschreibt Bulimie-Lernen die hohe Kunst, ein Studium ohne die Aufnahmen von unnötigem Wissen zu bestehen. Man führt dem Körper in größeren Mengen kurz vor der Prüfung Wissen zu, um es dann direkt nach der Prüfung wieder aus dem Körper herauszubefördern, ohne ihn mit dem Verdauen dieses Wissens allzu sehr zu belasten.

    Damit man diese Geschichte erfolgreich anwenden kann, muß man jedoch ein paar Dinge beachten. Allgemein helfen diese Tips auch dabei, erfolgreich durchs Studium zu kommen:

    – Um die Work-Life-Balance nicht zu gefährden ist es wichtig, möglichst wenig Vorlesungen innerhalb des Semesters zu besuchen. Das würde auch den Plan des Bulimie-Lernens torpedieren, da Vorlesungen nur zu einem schalen Gefühl von Semiverständnis führen und den Wunsch der Semi- Elimination nähren

    – Möglichst Vorlesungsmitschriften (natürlich die von Mitstudierenden) zum Lernen verwenden. Möglichst keine anderen Quellen verwenden, das ist a) zu aufwändig und führt b) nur dazu, dass man sich wirklich intensiv mit dem Stoff beschäftigt.

    – Man muß nicht verstehen, was man da liest, man muß es nur perfekt nachbrabbeln können. Eine rein reproduzierende Arbeit ist für den Prüfer auch viel besser zu bewerten und für das Gehirn viel weniger belastend.

    – Ganz begabte Studierende nutzen die Primärquelle des Profs selbst. Merke: auch er wird sein Wissen irgendwo abgegriffen haben und als alter Uni-Hase versteht er sich auch auf die Kunst des Bulimie-Lernens.
    Wenig Dinge führen also zu einem größeren Erfolg, als wenn man aus dem einzigen Buch zitiert, dass der Prof selbst über das Thema auswendig gelernt hat. Ein Zugriff auf die Leihhistorie des betreffenden Profs kann hier Wunder wirken – und der Job als Studentische Hilfskraft in der Bibliothek wird unter diesem Gesichtspunkt auch viel attraktiver.

    – Direkt nach der Prüfung ist es dann wichtig, das Wissen möglichst schnell aus dem Körper heraus zu befördern. Empirische Untersuchungen einer Forschergruppe des Fachbereichs Informatik an der FH Bonn-Rhein-Sieg haben ergeben, dass sich hierzu Grillen ideal eignet.
    Allerdings muss man hier aufpassen: eine nähere Beschäftigung mit der Materie Grillen läßt sich dadurch leider nicht ganz ausschließen. Es ist also mit Spätfolgen in Form von Grillkenntnissen und -fähigkeiten zu rechnen. Der Konsum von gekühlten Getränken wie Hopfenkaltschale oder Club Mate (die übrigens alkoholfrei ist – ist immer noch nicht jedem Prof bekannt) unterstützen diesen Prozess.

    Moral von der Geschicht’ ist bei erfolgreicher Anwendung der oben genannten Tips:
    “Das Einzige, was ich in meinem Studium wirklich gelernt und perfektioniert habe ist Grillen”.

    [Regen und Meer – Juli; kurz hinter Bremen]

  • Work-Life-Balance

    Ihr wißt ja, dass ich in meiner Reihe “Wörterbuch” immer wieder tolle Begriffe aufgreife, denen ich in meinem Leben über den Weg laufe und die zu einem Schmunzeln oder Stirnrunzeln meinerseits führen. Work-Life-Balance ist eines der neuesten Wortmonster, die in diese Kategorie fallen.

    Es beschreibt, wie der Name fast schon sagt, das Gleichgewicht, dass zwischen Arbeiten und Faulenzen herrscht. Die sollte – so die Theorie dieses Wortes – ausgeglichen sein und kommt, wie kann es anders sein, aus dem HR-Bereich. Nein, nicht hessischer Rundfunk – Menschenressourcen meine ich damit!

    Was ich daran ein wenig schade finde ist die Tatsache, dass “Work” nicht als Teil des “Life” gesehen wird. Dabei arbeiten insbesondere Akademiker tendenziell 40-50 Stunden in der Woche. Das ist mehr Zeit, als wir in der Regel mit Schlaf pro Woche verbringen. Rein mathematisch gesehen heißt “Work-Life-Balance” bei durchschnittlich 7 Stunden Schlaf pro Tag eine 60-Stunden-Woche. Nur dann ist nämlich Work und Life wirklich ausgeglichen 😉

    Übrigens gesellen sich zu Work-Life-Balance auch gerne Worte wie Lebensarbeitszeitkonto oder Sabbatical. Und nein, ein Sabbatical kann man nicht nur am Samstag machen….

    [World on Fire – Sarah McLaughlan; zwischen Osnabrück und Bremen]

  • Lebensmittelgeschwür

    Im Skiurlaub habe ich eine Menge toller Worte gelernt. Eines davon ist mein neues Lieblingswort: Lebensmittelgeschwür.
    Ich finde, Lebensmittelgeschwür ist ein tolles Wort. Denn: es beschreibt genau dieses Ding, was sich seit geraumer Zeit und mit wachsender Begeisterung vorne an meinem Körper befindet. Denn: mein Bauch ist nicht teuer ertrunken sondern noch viel teurer ergessen. Aber, nachdem ich langsam aber sicher derartig aus dem Leim gehe, dass ich nicht mehr als Mitte-20-Jähriger durchgehe, wird es ernsthaft Zeit, mal eine Entschwürung in Angriff zu nehmen. Und nein, ich will jetzt keine bissigen Kommentare hören.

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