Nun, dank des Flughafens Köln/Bonn haben wir in Deutschland nun fast identische Verhältnisse wie die – aufgrund ihrer prikären Insellage – schon immer aerophilen Britten.
Eine Riesenmenge an Billigfliegern, allen voran Germanwings, HLX und auch bald Easyjet steuern eine mannigfaltige Vielzahl von europäischen Zielen zu Zahnspangenträgerinnentaschengeld – kompatiblen Preisen an.
Doch, was genau bewirkt diese sozioökonimische Veränderung des Reiseverhaltens des Durchschnittsdeutschen? Klar, auf den ersten Blick: man fliegt mehr.
Schwierig wird es nur, wenn man allein fliegt. Dann ist man auf Gedeih und Verderb dem Sitznachbarn ausgeliefert. Wer kennt das nicht, diese herzzerreißenden Gespräche über Beruf, Politik und Beziehungskrisen, die sich innerhalb der kurzen Zeit zwischen Start und Landung entwickeln und meist unweigerlich im Austausch von Adressen, Telefonnummern oder gar Wäschestücken enden.
Obwohl man die Person, der man da gerade die Geschichte der selbst erlebten Geschlechtskrankheiten in allen Einzelheiten darbietet, erst seit ein paar Minuten und dank des Schicksals der freien Platzwahl kennengelernt hat, ist das Gefühl von Vertrautheit, ja sogar tiefer und inniger Freundschaft plötzlich da. Ob dies eine Nebenwirkung des Kabinenunterdrucks oder des Tomatensaftkonsums ist, darüber kann nur gemutmaßt werden.
Doch, so plötzlich wie die Freundschaft began, so plötzlich endet sie auch wieder, sobald das Fahrgestell auf dem Boden aufsetzt. Merke: begehe niemals den Fehler und melde dich bei einem Deiner Flieger-Freunde erneut. Versuche es erst gar nicht – oder glaubst Du etwa, das die Telefonnummer wirklich echt war? Oder die Liste der Geschlechtskrankheiten? Hey, ich bitte Dich, immerhin bist Du schon seit einigen Jahren auf diesem Planeten unterwegs und kannst offensichtlich sogar das Internet bedienen.
Und jetzt erzähle mir bloß, dass Du sie nicht noch zwei Stunden vor dem Abflug einstudiert hast, Deine ganz persönliche Lebensgeschichte für diesen Flug? Nicht… oh, dann bereite Dich am Besten beim nächsten Mal besser vor. Und vergiß nicht, die Kinder Deines Nachbarn zu fotografieren.